Mittwoch, 19. September

I EATED IT: Net Cultures Brunch

11:00

 

CIRCUIT BENDING

15:00

++ Ein Workshop mit Jörg Piringer

Circuit Bending ist der kreative Kurzschluss von elektronischen batteriebetriebenen Niederspannungstongeräten wie etwa Gitarreneffekte, Kinderspielzeuge und kleine Synthesizer um neue Musikinstrumente und Soundgeneratoren herzustellen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Spontaneität und Zufall, wodurch die Strategien des Circuit Bending auch hauptsächlich mit Noisemusik in Verbindung gebracht werden, obwohl bekannt ist, dass wesentlich mehr konventionelle zeitgenössische Musiker und Musikgruppen mit ‚gebendeten’ Instrumenten experimentieren.

Jörg Piringer lebt derzeit in Wien. Mitglied des Instituts für transakustische Forschung. Mitglied des Ersten Wiener Gemüseorchesters. Radiokünstler. Sound und Visualpoet. Musiker. Informatik.

http://joerg.piringer.net



PARANOID MACHINES

20:00

Ein Vortrag von Jason Brown

Moderne Technomythologien gehen davon aus, dass mehr Informationen und mehr Verbindungen buchstäblich mehr Sinn ergeben. Das geht bis hin zum posthumanen Wunsch, das Fleisch völlig zu transzendieren und in reinen Code zu verwandeln. Aber noch ehe Porno und Spam aus der Verschleierung ein gewinnbringendes Geschäft gemacht haben waren die Geräusche und Fehler des Fleisches schon in den Code eingeflossen. Von den übernatürlichen Massenmorden, die die „Arts of Memory“ hervorbrachten bis hin zu den Verschwörungstheorien von atomisierten Außerirdischen, die das Netz überziehen – die Informationstechnologie war schon immer paranoid.

Dieser Vortrag deckt mehrere Tausend Jahre Informationstechnologie ab, mit Hauptaugenmerk auf seltsame Symptom- und Geisterstränge, die in die Geschichte der Mnemotechnik eingeflochten sind. Welchen Einfluss hat die antike gnostische Kosmologie darauf, wie wir Computer verwenden? Wie haben uns Zauberer, Junkies und Menschen mit seltsamen sexuellen Vorlieben den Computer, das Programmieren und die Raketentechnik gebracht? Wie wurde eine Höhle in Kentucky zur Blaupause des Cyberspace? Wie konnte eine Motte y2k und Terroristenparanoia vorhersehen? In welcher Verbindung steht die fliegende Untertasse in Roswell mit den Ursprüngen von Hypertext?

Diese seltsamen Fehler und Zufälle können wir nicht aus unserem Gedächtnis verbannen, weil das Gedächtnis selbst fehlerhaft ist. Es funktioniert mittels assoziativer Logik, beschreibt unvorhersehbare Krümmungen und vollzieht Sprünge, entdeckt poetische Wahrheiten über die Welt ohne sich um lineare Vernunft zu scheren. Wir können nicht in die geordnete Welt von Information und Code entfliehen, weil die verworrene Verschwörungslogik von Sex und Schund in Wahrheit die paranoide Logik des Codes ist.

All das wird anhand der gnostischen Allegorie des Disneyfilms aus dem Jahre 1983, Tron, erörtert werden.

++ Jason Brown

Jason Brown ist ein Ambient Noisemaker, Konstellationsmanipulator und paranoider Historiograph.

Er ist Consigliere des Machine Project, eine gemeinnützige Einrichtung mit Sitz in Los Angeles, die die heroischen Experimente der anmutig Überambitionierten fördert. Er ist Leiter von Superbunker, das einen Rahmen für die Betreibung und Verbreitung kritischer und kreativer Forschung bietet. Er war Mitbegründer von c-level, einer Zusammenarbeit mit den Schwerpunkten Medien, Protest und Spiel. Bei Betalevel, einer unter Chinatown gelegenen Undergroundlocation, spielt er den Hausmeister. Er ist Lehrtechnologe am Pomona College.

Jason machte schon net.art als dies als „rhizomatisch“ galt. Jetzt minimiert er als Strafe für seine Jugendexzesse Designelemente. Er gab das Buch NTNTNT, eine stylische Sammlung tausendjähriger net. Artefakte heraus. Er hat eine große Vielfalt an Publikationen in Papier oder Pixel herausgegeben, wovon einige überdauern wohingegen andere wieder in der Ursuppe der Informatik zerflossen sind.

Jason hat eine Radiosendung, die manchmal für einen spätabendlichen Staubsauger gehalten wird. Er spielt live Ambientmusik als Soundtrack für Haarschnitte bei einer Veranstaltung namens "Ambient Haircut." Er hostet einen Karaoke/Raubkopierer-Event namens "Swap Meet". Manchmal legt er bei Bingoveranstaltungen auf. Er lernt Theremin und kann schon erkennbar "Happy Birthday" spielen. Er glaubt, dass er tanzend und in betrunkenem Zustand "Rainbow Connection" spielen kann, aber einige der Zuhörer sind da nicht so sicher.

Jason liebt es zu studieren. Er hat Religion und Kunst an der University of California studiert und abgeschlossen, seinen MFA in Critical Studies and Integrated Media hat er an der CalArts gemacht. Er hat jetzt alle seine Studien (Religion, Kunst und kritische Medien) zusammengefasst und bringt sie allesamt mit dem Film Tron in Verbindung. Er ist der Meinung, dass er damit das Beste aus seiner Ausbildung macht.